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WAI-ARIA – Epic Fail (Too much accessibility – good intentions, badly implemented)

Tags: accessibility, deutsch, javascript

Wenn Frontend-Entwickler neues Spielzeug bekommen, passiert eigentlich immer das gleiche. Sie laden sich, wenn nicht bereits geschehen, die neueste Alpha/Beta Version von Safari, Firefox und / oder Opera herunter und fangen dann an, die neuen Techniken zu testen, zu experimentieren und schließlich einzusetzen.

Bei WAI-Aria ist dies anders. Hier wird zwar bereits von einigen fleißig eingesetzt, aber kaum ein Entwickler kommt auf die Idee sich die neueste Version von Jaws herunterzuladen, zu installieren und zu testen. Hinzu kommt, daß viele Frontendentwickler eigentlich mehr so etwas wie theologisch und / oder philosophisch veranlagte Semantik-Professoren der HTML-Meta-Ebene sind, als gestandene Entwickler. Anstatt Aria so zu implemtieren, daß es funktioniert, wird lieber nach einem tieferen Sinn gesucht und die Aria Attribute und das Verhalten implementiert, welches nach der jeweiligen tiefen, manchmal religiösen, Überzeugung das semantisch näher liegende ist.

Nicht anders ist es zu erklären, daß mit Aria ausgetattete Javascript Widgets häufig größere Barrieren darstellen, als die identische Widget-Version, welche überhaupt kein Aria einsetzt.

Im Prinzip ist die Aria-Entwicklung ziemlich leicht, wenn man sich an die Fakten hält:

  • Was sagt das Aria-Best Practice Dokument (für Entwickler wichtiger als die Spezifikation)
  • Was für Accessibility-Informationen und welches Verhalten zeigen native, zugängliche Applikationen (MSAA-Inspect und/oder Accessibility Probe)
  • Mit welchen Aria-Attributen erreiche ich die selben Accessibility-Informationen im HTML
  • Und das wichtigste: Was liest mir die aktuellste Jaws-Version im aktuellsten Firefox vor (Vorsicht: Nicht wenige User verwenden häufig ältere Jaws-Versionen und den Internet Explorer 7/8)

Im Ergebnis tue ich mich mit diesem Zustand schwer. Die meisten Veröffentlichungen in diesem Blog zum Thema Barrierefreiheit gehen auf ein einziges Gefühl zurück, nämlich Wut über die Werke anderer Entwickler. In der Regel schreibe ich erst einen bitter bösen “Pranger-Artikel”, um diesen dann zu verwerfen und einfach ein Tutorial zu schreiben, wie man es hätte besser machen können, ohne den Bezug zum Original zu nennen. Ich glaube letztendlich, daß beide Formate nämlich Pranger-Artikel einerseits und Tutorial andererseits nicht weiterhelfen und wechsel hiermit nun das Format. Die WAI-Aria Epic Fail-Reihe soll nicht unbedingt zeigen, wie man es besser macht, sondern typische Fehlansätze bei der Aria Entwicklung aus der Praxis aufgreifen und darauf aufmerksam machen, ohne dabei Texte bzw. Scripte bzw. ihre Autoren/Entwickler an den Pranger zu stellen. Obwohl ich selbst inzwischen, gerade durch Beschäftigung mit Aria – merke, daß ich häufig gar kein Aria brauche, um Widgets überhaupt zugänglich zu machen, werde ich mich nur auf Aria konzentrieren, da hier zumindest die Zukunft zugänglicher Widgets liegt.

Den Anfang machen die Aria-Liveregions.

Written December 30, 2009 by
protofunc